Erziehungswissenschaft
Herzlich willkommen bei der Fachschaft Erziehungswissenschaft!
Ziele unseres EW-Unterichtes
Die erziehungswissenschaftlichen Lehrer haben die folgenden drei Schwerpunkte im Unterricht zu setzen:
- Eine zielgerichtete, kontinuierliche Vorbereitung auf ein mögliches Studium (vor allem unter methodischem und lernpsychologischem Aspekt)
- Die Identitätsbildung in einer pluralistischen, durch Kulturvielfalt geprägten Gesellschaft und
- Das Aufzeigen der mannigfaltigen Berufsmöglichkeiten im pädagogischen Aufgabenfeld.
Ziel des erziehungswissenschaftlichen Unterrichts sind gemäß den neuen Kernlehrplänen der Aufbau und die Förderung einer reflektierten pädagogischen Kompetenz. Somit erlangt das Fach eine Schlüsselfunktion für die demokratische Entwicklung der Gesellschaft.
In der Pädagogik werden verschiedenste wissenschaftliche Bereiche aus Psychologie, Soziologie, Philosophie, Geschichte und Politik herangezogen.
Das wesentliche Ziel des Faches ist „die Aufklärung über Erziehungsprozesse, um Menschen zu einem verantwortlichen Leben in dieser Zivilisation zu befähigen“. Die Erziehungswissenschaft ermöglicht in besonderer Weise, „das Angewiesensein der Gesellschaft und des Einzelnen auf Erziehung und Bildung zu verdeutlichen und die gesellschaftlichen und individuellen Bedingungen für erzieherisches Handeln aufzuzeigen“ (vgl. Kernlehrplan).
Von den Schülerinnen und Schülern wird die erfahrungsbezogene und biographisch orientierte Arbeitsweise im Unterricht als positiv und anregend erlebt, da sie sich in der Auseinandersetzung mit der Erziehungswirklichkeit selbst wiederfinden und kritisch den eigenen Identitätsbildungsprozess, den eigenen Weg zur mündigen Bürgerin bzw. zum mündigen Bürger verfolgen können. Sie sollen über das Erlernen von differenziertem Wahrnehmen, theoriegeleiteter Analyse und einer darauf aufbauenden selbstständigen kritischen Reflexion der Erziehungswirklichkeit schrittweise die Kompetenzen für wissenschaftlich angeleitetes Arbeiten und verantwortliches (pädagogisches) Handeln erwerben.
„Pädagogik als Lehre von den Bedingungen, unter denen menschliches
Verhalten beeinflusst werden kann, gehört zur Grundausstattung aller Menschen
für das verantwortliche Leben in dieser Zivilisation.“
(Hartmut von Hentig, Reformpädagoge)
Der Unterricht in Fach Erziehungswissenschaft hat folgende Schwerpunkte:
EF.1: Erziehungssituationen und Erziehungsprozesse
- Erziehung-wissen-schaft – warum ist es wichtig, sich mit pädagogischen Fragestellungen auseinander zu setzen?
- Was ist Erziehung?
- Klärung: Erziehung und Sozialisation
- Macht und Autorität
- Erziehungsmittel, -ziele, -stile
- Erziehungsbedürftigkeit, Anlage-/Umwelt
- Kommunikation und Erziehung
- Erziehung in verschiedenen Milieus und Kulturen
EF.2: Lernen und Entwicklung
Wie eignen sich Menschen ihre Welt an und wie kann dies für die Persönlichkeitsentwicklung pädagogisch gefördert werden?
- Vergleich verschiedener Lerntheorien (klassische und operante Konditionierung, Modelllernen nach Bandura, …)
- Methoden effektiven Lernens, schulisches Lernen, Strafe, Motivation
- Wahrnehmung, Problemlösen, Denken, Gedächtnis (Neurobiologie)
Q1.1: Entwicklung und Sozialisation in der Kindheit
Was brauchen Kinder, um sich körperlich, seelisch und sozial stabil zu entwickeln und wie kann dies pädagogisch unterstützt werden?
- Pädagogisches Denken und Handeln auf der Grundlage der Modelle psychosexueller und psychosozialer Entwicklung im Kindesalter von Freud und Erikson
- Pädagogisches Denken und Handeln auf der Grundlage des Modells der kognitiven Entwicklung von Piaget
- Pädagogisches Denken und Handeln auf der Grundlage eines Verständnisses von Sozialisation als Rollenlernen: George Herbert Mead
- Montessoripädagogik als anthropologisch begründetes elementarpädagogisches Modell
- Förderung kindlicher Bildungsprozesse: Sprachentwicklung und Bedeutung des Spiels u.a. nach Gerd E. Schäfer
Q1.2: Entwicklung, Sozialisation und Identität im Jugend- und Erwachsenenalter
Warum verläuft die Entwicklung im Jugendalter oft krisenhaft? Kann die Pädagogik vorbeugen und sinnvoll eingreifen?
- Pädagogisches Denken und Handeln auf der Grundlage von Theorien zur Entwicklung im Jugend- und Erwachsenenalter: Erikson und Hurrelmann
- Pädagogische Handlungsmöglichkeiten bei Gewalt auf der Grundlage unterschiedlicher Ansätze zu ihrer Erklärung (u.a. Heitmeyer; Rauchfleisch)
- Möglichkeiten und Grenzen der pädagogischen Förderung von Entwicklungsprozessen aus systemischer Sicht: Stierlin
Q2.2: Normen und Ziele in der Erziehung
Wie muss Erziehung gestaltet sein, um die Selbstverantwortung des Menschen zu stärken?
Erziehung im Nationalsozialismus als Beispiel für die Interdependenzen von Erziehung, Gesellschaft und Politik
- Moralische und demokratische Erziehung im Anschluss an das Konzept von Kohlberg
- Bedeutung von Schule für die Fortentwicklung einer demokratischen Gesellschaft: bildungs- und schultheoretische Perspektiven als Reaktion auf PISA
- Interkulturelle Erziehung und Bildung: Nieke
Q2.2: Identität
Wie bin ich der geworden, der ich bin?
- Entstehung und pädagogische Förderung von Identität und Mündigkeit (u.a. Krappmann)
„Die Erziehung ist das größte Problem und das Schwierigste, was dem Menschen aufgegeben
Fröbels Aussage stammt aus dem 19. Jahrhundert, ist aber sicherlich in ihrem Kerngedanken heute noch zutreffend. Dieser eher schlichte Satz beinhaltet grundlegende Anforderungen an einen Erzieher. Sozialkompetenz, Empathie und Bindungsfähigkeit sind wesentliche Voraussetzungen, die einen Menschen zur Liebe im Sinne Fröbels befähigen. Um ein Vorbild zu sein, muss der Erzieher eine eigene Identität entwickelt haben, moralische Urteilsfähigkeit besitzen und über gefestigte Wertvorstellungen verfügen, aus denen er seine Erziehungsziele und -methoden ableitet.
Aber nicht nur der Erzieher sollte über die zuvor genannten Kompetenzen verfügen, sondern jedes Individuum – nur so ist es fähig, sich in einer Gruppe kommunikativ und diskursiv zu bewegen.
Das Fach Erziehungswissenschaft bietet wie kaum ein anderes Schulfach den Schülerinnen und Schülern in der Auseinandersetzung mit pädagogischen Fragestellungen Hilfestellung bei der Bildung einer eigenen Persönlichkeit. Die Beschäftigung mit Themen aus den Bereichen der Pädagogik, Psychologie und Soziologie befähigen nicht nur Urteilskompetenz, sondern auch Handlungskompetenz zu entwickeln.
Die Schülerinnen und Schüler sollten ein deutliches Interesse an Fragen der menschlichen Entwicklung und Bedeutung zwischenmenschlicher Beziehungen haben sowie die Bereitschaft zur Reflexion darüber, wie gesellschaftliche, historische und politische Kontexte Erziehung und zwischenmenschliche Beziehungen beeinflussen. Das bedeutet auch eine umfassende Auseinandersetzung mit Texten und Materialien in mündlicher wie schriftlicher Form.
Ferner sollten die Schüler die Bereitschaft haben:
- private Vorstellungen und Bilder von Erziehung respektvoll zu hinterfragen,
- pädagogische Alltagsmeinungen im Hinblick auf deren unausgesprochenen Voraussetzungen und Konsequenzen für persönliches Denken und Handeln zu prüfen,
- die Spannung auszuhalten, dass der Pädagogikunterricht keine Patentrezepte für individuelle persönliche Probleme anbieten kann,
- sich mit unterschiedlichen Theorien und Deutungsansätzen sowohl der Wissenschaft als auch der Mitschüler in engagierter, aber gleichwohl rationaler Kommunikation auseinanderzusetzen.
Offizielle Informationen zum Zentralabitur Erziehungswissenschaft:
https://www.standardsicherung.schulministerium.nrw.de/cms/zentralabitur-gost/faecher/fach.php?fach=11